Das Werk

Das Werk

Ich verstehe meine Kunst als poetisch-plastische Ausdrucksform. Es ist nicht das Objekt als solches, das als Poesie wahrgenommen wird, sondern seine Form und Farbe. Pastelle, Kirchenfenster, Mosaiken oder Ölbilder, sie alle vereinen Poesie und Form. Ich schaue, um das Wesentliche der Dinge zu erfassen und male nicht was ich sehe, sondern wie ich betrachte. Hier bin ich mich selbst : die Art zu schauen, mich dem Sujet zu nähern, die Themen und Dinge zu begreifen.

Théodore Strawinsky

(im Gespräch mit François Magnenat, „Interview de Théodore Strawinsky pour le centième anniversaire de la naissance d’Igor Strawinsky“, Réalités, Radio Suisse Romande 2, 1982 und „…de l’huile et du pastel… !“, Radio Suisse Romande, 1983)

Er wurde als Maler, Graveur, Illustrator, Theaterdekorateur und in der zweiten Hälfte seines Lebens mit monumentalen religiösen Werken beauftragt. Aufgewachsen in einer extrem kosmopolitischen Atmosphäre, profitiert Théodore Strawinsky von der Berühmtheit seines Vaters und dessen Freundschaften, u. a. mit Picasso : „Der Kontakt mit dem Werk von Picasso und bald darauf auch mit ihm persönlich, waren für mich der entscheidende Anstoss […] Meine Spur war gelegt“ (aus Au Cœur du Foyer, S. 70).

Er besucht die Ateliers von André Derain oder Georges Braque. Von 1929 bis 1931 belegt er Kurse an der Académie André Lhote in Paris, pflegt aber auch weiterhin den Kontakt mit den Künstlerkreisen der Westschweiz (Ramuz, Auberjonois, sowie dem Verleger und Mäzen Mermod, usw.). Seit Ende der Zwanziger Jahre erfährt seine künstlerische Laufbahn stete familiäre, geografische und kulturelle Veränderungen. Nach seiner definitiven Wohnsitznahme in der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges wendet er sich mehr und mehr der dekorativen angewandten Kunst zu (Illustrationen, Theaterdekor, monumentale Kunst), pflegt jedoch weiterhin seine Malerei, die er regelmässig bis 1988 an Ausstellungen zeigt.

Strawinsky bearbeitet sowohl die selbstgewählten Sujets, wie auch die besonderen Wünsche bei Aufträgen in der ihm eigenen Form. Sein Werk widerspiegelt die verschiedenen ästhetischen Einflüsse. Die Prägnanz des Strichs mit Feder und Pinsel (die das Werk von Matisse und Raoul Dufy auszeichnet) kontrastieren mit der klaren und plastischen Linienführung von André Derain und André Lhote, deren Werke den Ruf „Zurück zur Ordning, zurück zum Handwerk !“ charakterisieren. Zeitlebens setzt sich Strawinsky mit dem Postkubismus, Neoklassizismus und Surrealismus von Picasso auseinander. Die Freiheit Picasso’s, dessen Vielfalt in Ausdruck und Darstellung, bleiben für Strawinsky Vorbild, ergänzt durch Matisse, Braque und Derain.

Ästhetisch wie auch kulturell verbinden ihn gewisse gemeinsame Meinungen mit einem anderen Künstler slawischer Herkunft, der sich in der Westschweiz niedergelassen hat und sich ebenfalls im Pariser Künstlerkreis bewegt hatte : Balthasar Kłossowski, alias Balthus. 
Philippe Kaenel

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